Mit Augenzudrücken ist der Astrohaus Freewrite eine Tastatur mit e-Ink Bildschirm und deshalb können wir das Teil hier auch testen! Die Idee ist genial, ablenkungsfreies Schreiben für Autoren und Nerds. Doch wie gut ist die Tastatur des Freewrite und zahlt sich der Preis von fast 700 Euro wirklich aus?


Astrohaus Freewrite Fotos

Alle Fotos sind selbst erstellt und urheberrechtlich geschützt.


Vorteile

  • Hochwertiges Gehäuse
  • Perfekter e-Ink Screen
  • Extrem lange Laufzeit
  • Sehr gute Tastatur (außer Spacetaste)
  • Perfekte Eliminierung von Ablenkung

Nachteile

  • Bescheuerter Preis
  • Fragwürdige Datensicherheit der Postbox Cloud
  • Derzeit keine deutschen Keycaps verfügbar
  • Kenntnis der englischen Sprache nötig
  • ANSI-Layout

Features des Smart Typewriter von Astrohaus

Tastenformat60% Formfaktor
Abmessungen, Gewicht29,8 x 23,7 x 7 cm, 1.800 g
LayoutANSI-US, QWERTY
BeleuchtungJa, LED Frontlight (Display, nicht Tastatur)
TastenmaterialABS Plastik, bedruckt
KabelUSB-C, abnehmbar
HotswapNein
WirelessJa
Zubehör1x USB-C Kabel, Anleitung
FarbenSchwarzes Gehäuse, weiße Tastatur

Subjektive Eindrücke

Auch wenn es sich hier um keine klassische, standalone Tastatur handelt, so kommt es dennoch, sogar umso mehr, auf das Feeling und den ersten Eindruck an. Das Schreibgefühl steht naturgemäß bei einem Gerät, dass ausschließlich fürs Schreiben konzipiert wurde, an erster Stelle.

Gehäuse und Verarbeitung

Nachdem der erste Schock über den Preis des Smart Typewriter von Astrohaus verdaut ist (fast 700 Euro, WTF), freut man sich gleich einmal über die sehr wertige Verarbeitung (Bodenplatte ausgenommen). Das Gehäuse besteht aus beschichtetem, massivem Aluminium, die Hebel und Schalter sind alle leichtgängig und rasten zufriedenstellend ein. Auch der ausklappbare Tragegriff ist bequem und macht einen sehr soliden Eindruck. Hier gibt es wirklich nichts zu meckern und dürfte es auch nicht geben, bei dem Preis. Mit 1,8 kg hat das Teil genau das richtige Gewicht, finden wir. Es sitzt solide und stramm auf der Tischplatte, kann aber dennoch easy transportiert werden.

Keycaps

Die Tastenkappen, ach die Tastenkappen. Zum Einen fallen gleich drei Dinge negativ auf. Die Tastenkappen sind im ANSI-US Layout angelegt (mit der schmalen Enter Taste), es gibt derzeit keine deutschen Keycaps zu kaufen, und es sind ABS-Caps mit Aufdruck. Duh! Gerade für deutschsprachige Schreiberlinge macht die Freewrite Digitalschreibmaschine also keinen guten Ersteindruck. Doch jetzt kommt das Aber: Man schreibt darauf wirklich ganz hervorragend und wenn man (nur wenn) blind schreiben kann, ist auch egal was auf den Legenden steht. Intern, softwareseitig, kann natürlich auf ein deutsches ANSI-DE Layout umgeschaltet werden, so stehen auch Umlaute zur Verfügung und die Sonderzeichen sind auf den richtigen Tasten. Willst du aber eine Deutsche Tastaturbeschriftung haben, bleibt nur ein Tastenkappenset in ANSI-DE, wie das von Teleport, oder Tastaturaufkleber. Wir haben uns entschlossen einfach „blind“ zu schreiben und bei Gelegenheit, sollte es denn einmal ein offizielles Keycap Set in Deutsch zu kaufen geben, eben das zu bestellen.

Beleuchtung

Beleuchtet ist auf dem Smart Typewriter Freewrite nur der e-Ink Screen, die Tastatur nicht. Stört uns aber nicht, da wir ohnehin blind schreiben.

Switches

Für das Schreibgefühl verantwortlich zeichnen Kailh Box Brown Switches. Eine gute Wahl, wie wir finden. Sie sind taktil und smooth genug, um selbst einer breiten Masse an, auch verwöhnten, Keyboard Enthusiasten zu gefallen. Für die meisten „nicht-keyboard-nerds“ wird die Tastatur ein enormes Upgrade sein zu was auch immer sie zuvor betippt haben.

Stabilizers

Die Stabis sind nicht die besten/leisesten und vor allem die (fette) Space Taste macht ordentlich Wirbel.


Der Freewrite in der Praxis

Schreiben und Funktionen

Schreiben, das ist was der Freewrite kann, dafür ist er gemacht und für sonst nichts. Du schreibst deinen ersten Draft auf dem Freewrite, wechselst dabei mit den Hebeln zwischen drei Foldern und über Tastenkombinationen steuerst du das Betriebssystem. Editiert soll auf dem Freewrite absichtlich nicht werden. Die Ideen sollen sprudeln, das Schreiben flüssig und ohne Ablenkung von der Hand gehen. Das tut es auch und zwar so richtig gut. Das Tippgefühl ist ausgezeichnet, auch wenn individuelle Switch Präferenzen vielleicht wo anders liegen. Auch der Sound fällt, abgesehen von der Space Taste, recht gut und satt aus.

Standardmäßig synchronisiert der Smart Typewriter mit der Astrohaus Postbox, einem Cloudservice, über das auch Updates für deinen Freewrite kommen und Einstellungen vorgenommen werden können. Die Cloud ist natürlich sicher und deine Daten privat. Das sagen sie aber alle, so freut es uns, dass man neben Dropbox und mit Google syncen, das Teil auch einfach offline verwenden kann. Über das mitgelieferte USB Kabel kannst du ganz einfach deine Dateien vom Freewrite auf den Computer ziehen, um sie dort zu editieren und weiterzubearbeiten. Löschen kannst du die Dateien so allerdings nicht. Das klappt nur in der Postbox online, oder direkt am Gerät der 3. Generation.

Display des Freewrite

Wir lieben e-Ink Displays, die man vom Amazon Kindle oder dem Mudita Pure Phone kennt. Sie sind stromsparend und vor allem augenschonend. Sie bieten eine ähnliche Qualität wie Papier, von der Reflexionsfreudikeit her. Das Display in der dritten Generation des Freewrite ist schneller als bisher, aber immernoch dauert es etwa eine Sekunde, bis die Änderungen die man eintippt, am Display sichtbar werden. Das ist kein Fehler, das ist einfach der e-Ink Technologie geschuldet, die keine hohe Refresh-Rate hat. Uns stört das jedoch nicht, da wir ohnehin blind drauf los hämmern und großes Korrigieren vom Tippfehlern überlassen wir der Editierphase nach dem ersten Draft. Es steht ein abschaltbares Frontlight zur Verfügung, damit kannst du problemlos in Dunkelheit schreiben.

An dieser Stelle sei noch einmal bewusst hervorgehoben, wie viel besser ein e-Ink Display für deine Augen und deinen Organismus (Blaulicht) als ein herkömmliches LCD/LED Display ist.

Die Idee hinter dem Freewrite Smart Writer

Die Idee ist ganz simpel: Produktiv sein. Klar, schreiben kannst du überall. Am Laptop und sogar am iPad, doch überall lauert die Ablenkung und die meiste Schreibsoftware ist überladen mit Funktionen, die direkt zum Editieren verführen, wenn du doch eigentlich zuerst einfach schreiben solltest, frei nach Hemingway, solange die Ideen frisch sind. Früher hatte man Schreibmaschinen und konnte ohne Ablenkung genau eine Sache machen. Schreiben. Genau hier positioniert sich der Freewrite Smart Typewriter (und die Taschenversion davon, der Traveler). Schreiben, schreiben, schreiben. Auf Knopfdruck ist das Gerät einsatzbereit, nichts muss erst booten, keine Files erst geladen werden. An bis zu drei Dateien gleichzeitig kannst du arbeiten und wechselst zwischen ihnen mit einem einfachen Schalter. Gespeichert können unzählige Dokumente werden, der Speicher ist groß genug, der Akku hält lange – wenn du also um drei Uhr morgens eine Eingebung hast, wie dein Kapitel enden soll, einmal auf den roten Power Button gedrückt und reingeklopft. Fantastisch.

Bedienbarkeit und Anleitung

Hier wird es leider etwas hakelig. Das gesamte Setup, die tiefergehenden Funktionen und sogar Teile der Weboberfläche der Postbox sind leider komplett in Englisch gehalten. Für uns kein Problem, als Kinder des 90er-Jahre-Internets, da haben wir nahezu perfekt Englisch gelernt, aber für viele mag das ein Ausschlusskriterium sein. Das reine Schreiben ist natürlich in Deutsch wunderbar möglich auf dem Freewrite, aber alle Menüs, FAQs und auch die Anleitung sind in Englisch. Für viele Sonderfunktionen sind merkwürdige Tastenkombinationen nötig, die eine Weile brauchen, bis sie in Fleisch und Blut übergehen. Sind sie es aber einmal, erhöht sich die Arbeitsgeschwindigkeit mit dem Smart Typewriter noch einmal um ein Stück. Insgesamt kann man hier nur sagen: Bring Englischkenntnisse und etwas Geduld mit. Vergleiche das Erlebnis des Freewrite nicht mit einem Laptop. Es ist eine smarte, digitale Schreibmaschine und so must du den Freewrite auch wahrnehmen.

Wichtig: Die erste und zweite Generation des Freewrite Smart Typewriters unterscheiden sich in der Bedienung ein wenig von der neuesten, der dritten Generation. Die Anleitungen, die du bei Astrohaus im Support Bereich findest, sind aber nicht immer aktuell, beziehen sich oft auf die älteren Versionen des Freewrite. Deshalb haben wir dir nachfolgend die dem Gerät beiliegende und somit aktuelle Version der Betriebsanleitung eingescannt und als .PDF Datei zum Download zur Verfügung gestellt.

Freewrite Manual herunterladen
(Bild klicken)

Empfohlenes Zubehör

Man sollte meinen, wenn du knapp 700 Euro (also ein halbes Jahr heizen…) in ein Gerät zum Schreiben investierst, dass es dann auch mal reichen sollte. Leider ist das nur die halbe Wahrheit. Der Smart Typewriter ist ein sehr schönes, angenehm schweres, wertiges Gerät, aber gerade das Display ist anfällig für Beschädigungen. Zumindest sollte es also eine Filzhülle für den Freewrite Smart Typewriter sein, oder noch besser, den Attaché Koffer. Da kommt man gleich ins Nostalgische, wie bei der Schreibmaschine im Koffer von Opa! Zum Schluss, wenn es wirklich unbedingt eine deutsche Legende auf den Tastenkappen sein soll, dann empfehlen wir dir einfache Tastaturaufkleber, zumindest so lange, bis es für die dritte Generation Freewrite passende, offizielle Tastenkappen gibt. Schön geht zwar anders, aber mein Gott…


Astrohaus Freewrite FAQ


Freewrite Smart Typewriter Alternativen

In Sachen Alternativen ist die Luft sehr sehr dünn. Das hat Astrohaus wohl auch bei der Preisgestaltung gedacht. Bei ablenkungsfreien Schreibgeräten gibt es eigentlich nur den Freewrite und den kleineren Bruder für unterwegs, den Traveler. Dieser muss allerdings ohne Mechanisches Keyboard und Displaybeleuchtung auskommen. Wirklich viel günstiger ist er auch nicht. Wenn es nur ums ablenkungsfreie Schreiben geht, warum nicht eine elektrische Schreibmaschine von Olympia? Echte Enthusiasten gehen natürlich den mechanischen Weg, auch bei Schreibmaschinen, haha. Ist das alles noch zu teuer, dann empfehlen wir ein gebrauchtes ThinkPad (weil günstig und gute Tastatur), am besten mit Linux darauf (Pop!_OS ist empfehlenswert) und einem minimalistischem Schreibprogramm, ohne Ablenkungen, wie dem kostenlosen Focuswriter (gibt’s im Software Center in Pop!_OS). Nutze dieses Laptop dann wirklich nur als Schreibgerät, am besten drehst du, nachdem alles installiert ist, die WIFI-Verbindung ab, um dich nur aufs Schreiben konzentrieren zu können, ohne in Versuchung zu geraten.


FAZIT

Wer weder ernsthaft am Schreiben von Geschichten und Romanen interessiert ist, noch blind tippen kann und so gar kein Englisch versteht, für den ist der Freewrite Smart Typewriter, eine digitale Schreibmaschine, schlicht nicht geeignet. Das muss man vorab genau so sagen. Der Freewrite bedient eine unglaublich schmale Nische von Schreibfanatikern und Nerds, Möchtegern-Autoren und tatsächliche Romanverfasser. Als Spielzeug ist der Freewrite schlicht zu teuer und auch so, als Profi-Gerät, treibt es einem die Tränen in die Augen. Für diese eine, kleine Zielgruppe, für leidenschaftliche Schreiberlinge und Autoren, für die kann der Smart Typewriter von Astrohaus durchaus eine lohnende Anschaffung sein. Dennoch ist der Preis eine Frechheit und es gibt 10% Abzug. Weitere 10% für die mäßige Unterstützung der deutschen Sprache.

Nicht für Hipster, aber für Profis. Trotz des horrenden Anschaffungspreises ist der Freewrite Smart Typewriter ein lohnenswertes Tool für Autoren.

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